Vorzeitige WEHEN

Regelmäßige Wehen vor dem Beginn der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) werden als vorzeitige Wehen bezeichnet.

Definition

Eine normale Schwangerschaft dauert zwischen 37 bis 42 Wochen. Gerechnet wird ab dem ersten Tag der letzten normalen Regelblutung. Vorzeitige Wehen bezeichnen jede regelmäßige Wehentätigkeit vor dem Beginn der 37. Schwangerschaftswoche (SSW). Vorzeitige Wehen bzw. ein vorzeitiger Blasensprung können eine drohende Frühgeburt anzeigen.

Symptome

  • Druck bzw. Schmerzen im Unterbauch
  • Dauernde Rückenschmerzen
  • Regelartige Unterbauchkrämpfe (eventuell mit Durchfall)
  • Regelmäßige, häufige Kontraktionen im Bereich der Gebärmutter

Anzeichen für Wehen sind ein Hartwerden des Bauches über 1 – 2 Minuten, das dann wieder aufhört bzw. Schmerzen im Bereich des Unterbauchs ebenso über 1 – 2 Minuten. Wehen ab der 28. SSW sind völlig normal. Ein Hartwerden des Bauches einige Male am Tag oder einmal in der Stunde sind nicht als Wehen zu interpretieren. Regelmäßige Wehen sind Wehen mind. 3 – 4 Mal pro Stunde. Erst in dieser Häufigkeit und wenn du noch nicht in der 37. SSW bist, kann von vorzeitigen Wehen gesprochen werden bzw. sind weitere Maßnahmen zur Abklärung notwendig.

Von echten Wehen zu unterscheiden sind sogenannten Braxton-Hicks-Wehen. Diese  werden auch Übungswehen, Vorwehen, Senkwehen oder wilde Wehen genannt und treten deutlich seltener und unregelmäßiger als normale Wehen auf. Diese Braxton-Hicks-Kontraktionen sind nicht mit einer Blutung oder einem vaginalen Ausfluss verbunden. Diese Braxton-Hicks-Kontraktionen sind normal und sind kein Risikofaktor für eine Frühgeburt. Man kann sich vorstellen, dass die Gebärmutter für die wirklichen Wehen „üben“ muss. Die völlige Abwesenheit dieser Wehen wäre als abnormal zu interpretieren. Es ist jedoch auch schwierig, zwischen diesen Braxton-Hicks-Kontraktionen, insbesondere wenn sie häufiger sind, und echten vorzeitigen Wehen zu unterscheiden. In diesen Fällen ist eine Untersuchung mittels Fibronektin-Test bzw. Zervix-Längen-Messung notwendig. Am Beginn der Wehen bemerken viele Schwangere nur leichte und unregelmäßige Unterbauchkrämpfe. In diesem Stadium können sich die beginnenden Wehen wie Menstruationsbeschwerden anfühlen und können Rückenschmerzen verursachen. Wenn die Wehen stärker werden, wird dies schmerzhafter. Wehen kommen in kürzeren Intervallen und sind dann regelmäßig. Weites bemerken Schwangere häufig den Abgang eines schleimig blutigen Ausflusses. Dies wird als „Zeichnen“ der Schwangeren interpretiert und kündigt den baldigen Wehenbeginn an.

Ursachen

Es ist schwierig die jeweilige Ursache für vorzeitige Wehen zu erkennen. Diese möglichen Kategorien gilt es zu erwähnen:

Exzessive Ausdehnung des Uterus

Durch Mehrlingsschwangerschaften oder Schwangerschaften mit vermehrtem Fruchtwasser (Polyhydramnion) kann die Gebärmutterwand dermaßen gedehnt werden, dass bestimmte Hormone (z.B. Oxytocin) vermehrt ausgeschüttet werden, die Wehen auslösen.

Entzündungen

Bakterien und eine Entzündungsreaktion in der Scheide, die mit einer Infektion in der Gebärmutter verbunden ist, kann die Produktion bestimmter Hormone auslösen, die wiederum Wehen und auch einen Blasensprung verursachen können.

Physischer oder psychischer Stress

Großer Stress kann zu einer vermehrten Ausschüttung von körpereigenen Botenstoffen führen, die Wehen oder einen vorzeitigen Blasensprung auslösen können.

Maßnahmen

Es ist nicht immer möglich vorzeitige Wehen zu hemmen bzw. aufzuhalten. Es gibt mehrere Möglichkeiten die Kontraktionen der Gebärmutter zu stoppen. Eine Reihe von verschiedenen Medikamenten werden angewendet um die Gebärmuttermuskulatur zu entspannen und die Wehen zu hemmen. Das oberste Ziel der Behandlung ist die Geburt möglichst lange hinauszuzögern, sodass ein bestimmtes Medikament (Kortikosteroid) der Mutter verabreicht werden kann, um die Lungenreifung des ungeborenen Kindes zu beschleunigen. Falls ein Blasensprung bzw. vorzeitige Wehen außerhalb eines perinatalen Zentrums (Einrichtung zur Versorgung von Früh- und Neugeborenen) diagnostiziert werden, sollten betroffene Schwangere immer in ein perinatales Zentrum transferiert werden. In Wien sind dies das die Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) und das Sozialmedizinische Zentrum Ost (SMZ-Ost). Ab der abgeschlossenen 34. Schwangerschaftswoche ist eine diesbezügliche Behandlung (Wehenhemmung, Lungenreifung) nicht mehr notwendig, da ab diesem Zeitpunkt Kinder üblicherweise keine Probleme seitens der Frühgeburtlichkeit haben. In seltenen Fällen muss eine Entbindung aktiv noch vor der 34. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden, wie z.B. bei Verdacht auf kindliche Infektion, Blutung oder Präeklampsie.

Medikamente

Medikamente, die die Wehentätigkeit hemmen werden Tocolytica genannt. Einige dieser Tocolytica sind ein Oxytocinantagonist genannt Atosiban (Tractocile®) oder ein Beta-Sympathiko-mimetikum genannt Hexoprenalin (Gynipral®). Diese werden in der Regel intravenös (in die Vene) verabreicht. Orale Tocolytica sind heutzutage nicht mehr zu verabreichen, da keine positive Wirkung nachgewiesen werden konnte. Wenn diese wehenhemmende Medikamente verabreicht werden, ist die Schwangere stationär aufzunehmen und bezüglich etwaiger Nebenwirkungen zu überwachen.

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Autorin • Mag. Ingrid Lechinger
Medizinisches Review • Dr. Helmut Musil
Stand der Information • Oktober 2018

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